Streckenfahrt nach Frankreich - 207,3 Kilometer weit

Direkt zu

» Fotos
» Fahrtbericht
» Geographische Aufzeichnung
» Zeitungsberichte

Der starke Ostwind brachte in der letzten Woche grimmige Kälte mit. Andererseits ist starker Ostwind die Voraussetzung für schöne Ballonfahrten nach Frankreich. So haben die Horber Ballonfahrer die Wettermeldungen der letzten Woche genauestens gelesen und ausgewertet. Für Sonntag war noch starker Höhenwind bei ansteigenden Temperaturen vorhergesagt. Am Samstag wurde der Ballon überprüft, Gasflaschen und die Bordelektronik vorgewärmt, damit sie auch bei tiefen Temperaturen funktionieren. Da Flüge, bzw. Fahrten nach Frankreich immer noch per Flugplan angemeldet werden müssen – nein, es heißt nicht „Fahrplan“ – wurde er noch nachts per Internet bei der Flugsicherung eingereicht. Die Crew wurde verständigt, dass ein außergewöhnlicher Sonntagsausflug möglich wäre.

Loßburg aus 2.900m Höhe.
Loßburg aus 2.900m Höhe.

Am Sonntagmorgen wurden die neuesten Wettermeldungen eingeholt. Der Wetterballonaufstieg in Stuttgart um Mitternacht zeigte Nordostwind in allen Höhen. Der Wind auf dem Feldberg blies um 8 Uhr aus 70 Grad mit 60 km/h bei besten Sichten, was auf eine Drift Richtung Lahr und Colmar hindeutete. Die Temperatur auf dem Feldberg lag bei frostigen -16 Grad.

Die Crew um den Piloten Fabian Bähr rüstete den Ballon auf, sodass er um 11.50 Uhr in Horb bei wenig Wind am Boden abhob. Zur Mannschaft an Bord gehörten Armin Fassnacht und Christopher Meyer, die den Piloten durch Navigations- und Überwachungsaufgaben unterstützten. „Bodenpersonal“ war Volkhard Bähr, der den Ballon mit VW-Bus und Anhänger verfolgte. Bereits eine Viertelstunde später war die Grenze Horbs über Dettlingen erreicht, der Ballon war schon in 2000m Höhe, seine Geschwindigkeit betrug 50 km/h, die Driftrichtung betrug wie geplant 250 Grad. Der Kontakt mit der Flugsicherung war ebenfalls schon hergestellt und sie hatte den Ballon durch den mitgeführten Transponder auch auf dem Radarschirm. Somit weiß der Lotse stets, wo sich das Luftfahrzeug befindet. Diese wichtigen Informationen wurden auch dem Verfolger per Funk mitgeteilt. Damit fand der letzte Kontakt mit dem Verfolger für die nächsten drei Stunden statt, da die anwachsende Entfernung zwischen ihm und Ballon den Empfang beeinträchtigte. Dank seiner navigatorischen Fähigkeiten konnte er sich aber ausrechnen, wohin der Ballon fährt. Somit stand einer Ballonfahrt nach Frankreich nichts mehr im Weg.

Bordbesatzung: Armin Faßnacht und Fabian Bähr.
Bordbesatzung: Armin Faßnacht und Fabian Bähr.

Zehn Minuten später wurde über Loßburg die geplante Reisehöhe von 2.900 m erreicht und die Geschwindigkeit des Ballons betrug mittlerweile über 60 km/h. Im Korb herrschten erträgliche -7 Grad, wozu die starke Sonneneinstrahlung ihren Teil dazu beitrug. Die Sicht war gigantisch: In Fahrtrichtung lag der Schwarzwald in seiner dunklen Farbe, das immer wieder von Waldlichtungen unterbrochen wurde, die vom Schnee grell-weiß schimmerten. Auch das Rheintal konnte man schon erkennen, das leider leicht im Dunst lag dahinter die Vogesen. Richtung Süden erhob sich das Feldbergmassiv.

Die weitere Ballon-Reise führte vorbei an der zugefrorenen Kinzigtalsperre, Hausach und Haslach im Kinzigtal und weiter Richtung Ettenheim. Kurz bevor der Ballon das Rheintal erreichte, wurde er an die französische Flugsicherung „Strasbourg Approach“ übergeben. Hierbei war zu berücksichtigen, dass der weitere Flugfunk mit den französischen Lotsen auf Englisch geführt wurde. Sie waren sehr freundlich, denn Kontakt zu einem Ballon in 2.900m Höhe – und das im Winter – haben sie wohl nicht allzu oft.
Um 13.20 Uhr wurde schließlich der Rhein bei Rheinhausen/Rust überquert Die Fahrtrichtung war noch die selbe bei über 60km/h Geschwindigkeit und die Zuständigkeit wechselte erneut, denn ab hier war Basel Approach für den weiteren Weg zuständig. Dank des aktiven Mode-S-Transponders klappte die Zusammenarbeit hier ebenfalls bestens. Da die Vogesen immer näher kamen, wurde beratschlagt, ob mit dem vorhandenen Kraftstoff, der noch zur Verfügung stehenden Zeit bis Sonnenuntergang und den luftrechtlichen Bedingungen eine Überquerung der Vogesen möglich war. Nachdem die Lage geklärt war, wurde die Weiterfahrt über die Vogesen beschlossen. Das sollte sich als weiser Entschluss herausstellen, denn entgegen der Wettervorhersage wehte im Rheintal ein starker Nordwind, sodass eine Landung sehr schwierig geworden wäre, wie der Verfolger feststellen musste. Zur gleichen Zeit fuhr er jedoch noch im dichten Sonntagsverkehr im Kinzigtal.

Gletscherartige Gebilde in den Vogesen.
Gletscherartige Gebilde in den Vogesen.

Colmar wurde um 13.50 Uhr erreicht, der Col de la Schlucht und Gérardmer um 14.20 Uhr. Es waren herrliche Winterbilder vom Korb aus zu sehen, die von beeindruckender Landschaft, über den Europapark in Rust bis hin zu vielen Skiläufern auf den Pisten der Vogesen reichten. Ebenfalls waren auf dem zugefroren See bei Gérardmer Spaziergänger und Schlittschuhläufer als schwarze Pünktchen auszumachen. Während die Fahrt über den Vogesen weiter fortschritt, konnte der erste Kontakt mit dem Verfolger hergestellt werden – und zwar per SMS. Er war gerade kurz vor Colmar, als er erfuhr, dass der Ballon in Richtung Gérardmer / Remiremont driftete. Ein Blick in die Karte zeigte ihm, dass für ihn jetzt die kurvenreiche Pass-Straße auf den Col de la Schlucht bevorstand.

Der Ballon hatte mittlerweile das Vogesen-Massiv überquert, als man begann, über mögliche Landeorte zu beraten. Nachdem man den Militärflughafen von Luxeuil-les-Bains, wo die französische Luftwaffe Atombomber stationiert hat, hinter sich gelassen hatte, begann nach Genehmigung der Flugsicherung der Abstieg aus 3000 m Höhe. Um 15.35 Uhr setzte Fabian Bähr den Ballon nach 207,3 km Fahrstrecke und 3 Stunden 45 Minuten in der Luft an der Straße von Vellefrie nach Flagy weich auf. Der Verfolger war gerade über den Vogesen-Pass gefahren, als ihn ein Anruf mit dem genauen Landeort erreichte.

Der Ballon war mit einem aktivierten Flugplan unterwegs, somit hatte man der Flugsicherung auch die Landung zu melden. Üblicherweise macht man das per Funkgerät noch in der Luft. Leider kam während des flotten Abstiegs keine Verbindung mehr zu Stande. Allerdings klingelte kaum zehn Minuten nach der Landung das Handy des Piloten – noch bevor er selbst aktiv werden konnte. Am anderen Ende ein französischer Fluglotse, der sich auf Englisch mit starkem französischen Einschlag mit: „Ar ju sö peilot of …“ meldete. Er fragte, ob die Landung bereits erfolgt sei und erkundigte sich nach der Landezeit, damit der Flugplan geschlossen werden konnte – ein sehr zuvorkommender Service.

Ballon nach der Landung.
Ballon nach der Landung.

Die Crew rüstete den Ballon ab, trug alles an die Straße und wartete auf den Verfolger. Dabei konnte der restliche Proviant verzehrt und Kontakt zu Einheimischen hergestellt werden – anhand des regen Interesses konnte man darauf schließen, dass nicht allzu häufig ein Ballon in Flagy landet. Der Verfolger traf dann um 17 Uhr ein, öffnete die Scheibe und begrüßte sie mit  „Was macht ihr hier? Auf ein Taxi warten?“. Um halb sechs konnte schließlich die Heimfahrt über Belfort, Mulhouse und Freiburg angetreten werden - es musste mit vier Stunden gerechnet werden. Aufgrund dessen fiel das Abendessen in einem französischen Restaurant aus. Ein „Casse-Croute“ und ein „Orangina“ an einer Autobahn-Raststätte mussten reichen.

Diese Streckenfahrt wird uns sicherlich noch länger in Erinnerung bleiben. Ein herzlicher Dank des Piloten geht an den Verfolger Volkhard Bähr für die sichere Autofahrt, an die Vereinsmitglieder Armin Faßnacht und Christopher Meyer, die auch bei etwas „kühleren“ Bedingungen in den Korb stiegen und an die deutsche und französische Flugsicherung für die äußerst freundliche und hilfsbereite Betreuung in der Luft.

 

Fotos

Fahrtbericht

Den Fahrtbericht können Sie hier als PDF einsehen oder herunterladen.

Geografische Aufzeichnung


Mit freundlicher Unterstützung von GPSies.com.

Zeitungsberichte

» adler: Unser Bericht im Verbandsorgan des "Baden-Württembergischen Luftfahrtverbands"
» Südwestpresse: Mit dem Ballon in die Vogesen - Horber Ballonfahrer fuhren vergangenen Sonntag bis in die Franche-Comté
» Schwarzwälder Bote: Im Heißluftballon von Horb nach Frankreich - Ein außergewöhnlicher Sonntagsausflug: Heimisches Piloten-
team fährt über Schwarzwald und Vogesen nach Franche-Comté

Zurück zur Übersicht